Berichte von 08/2020

Was bisher geschah

10Aug2020

Hallo meine Lieben Blogleser/innen und sonstige,

Ja, ich weiß. Ein Jahr lang war Ruhe im Puff. Aber nun muss ich euch doch einmal berichten, was alles passiert ist.

Denn jetzt weiß ich auch, wie ich das schreiben soll.

Wir waren stehen geblieben bei meinem Start ins dritte Semester nach dem Tod meines lieben Großvaters. Ich habe die Froschquälerei überlebt, aber begeistert bin ich immer noch nicht. Um so glücklicher macht mich die Tatsache, dass die Experimente an Fröschen nun verboten sind. Glückwunsch Menschheit! In 2020 hast du es endlich mal geschafft die völlig sinnlose und unnötige Quälerei von unschuldigen Tierchen abzuschaffen.

Das gilt natürlich nicht für den Verzehr von unschuldigen Tieren... wie Fledermäusen, was uns zu dem Dilemma bringt, in dem wir uns gerade befinden. Patient Zero fühlt sich wahrscheinlich, oder hoffentlich doppelt beschissen jetzt.

Im Gegensatz dazu wie dieser Typ seine Tierliebe ausdrückt, habe ich einen Welpen von der Straße adoptiert. Sie heißt Emma und wird im September schon ein Jahr alt.                                         

Emma ist der Hauptgrund, warum ich im vergangenen Jahr nichts geschrieben habe. Ich wusste einfach nicht, wie ich von meinem Alltag berichten sollte, ohne von ihr zu berichten. Und meine Familie sollte erst von ihr erfahren, wenn sie stubenrein war.

Mein Freund hat sich also einen Job besorgt, damit er Emma unterstützen kann und damit er uns öfter besuchen kommen kann. Der Plan war, dass er im April kommen sollte und wir dann meiner Familie von Emma erzählen. Corona hatte andere Pläne. Mein Freund konnte also nicht zu Besuch kommen und ich wusste dann einfach nicht mehr, wie ich Emma erklären sollte. Also habe ich meine Familie mit Emma überrascht als ich vor einem Monat nach Deutschland geflogen bin.

Sie wurde herzlich aufgenommen und nun will mein Vater sie am liebsten hierbehalten. Und Emma scheint das auch zu wollen... einfach nur unhöflich.

Was ist noch passiert?

Ich habe die neue Wohnung auf eigene Faust renoviert und bin dabei fast wahnsinnig geworden. Ich habe unheimlich viel gelernt, aber ich war auch echt fertig und musste die Uni im Zuge des Wohnungsbaus etwas schleifen lassen... zum Glück hat es am Ende alles funktioniert. Ich frage mich noch immer, wie ich das geschafft habe. Bei der unmöglichen Aufgabe, den Laminatboden auf unebenem Boden zu verlegen hatte ich zum Glück reichlich Hilfe von Freunden... die alle daran gescheitert sind bis auf einen. Danke noch einmal an D. an dieser Stelle.

Über den Verlauf der letzten Monate hat sich auch mein Freundeskreis gehäutet, könnte man sagen. Es hat sich herauskristallisiert, wer meine echten Freunde sind und wer nicht. Sowohl in Varna als auch in Deutschland. Und lasst mich euch sagen: Ich war überrascht! Und dankbar! Und sehr glücklich! :)

Die Frage, ob ich nach Deutschland wechsle ist auch vom Tisch. Ich habe in Varna ein neues Zuhause auf Zeit gefunden und genieße mein Leben dort inzwischen sehr. Ich habe den Kulturschock überwunden und das Abenteuer als Lebensabschnittspartner in crime angenommen.

Wenn man gelernt hat how to Bulgarien, dann kann man sich dort ganz aus Versehen im Paradies wiederfinden.

Gratis dazu habe ich eine großartige neue Familie in meiner Seminargruppe gefunden. Diese Menschen sind mir so dermaßen ans Herz gewachsen, dass auch ein Studienplatz in Deutschland den Verlust dieser Menschen nicht hätte aufwiegen können. Also folge ich wie immer meinem Herzen und bleibe in Varna. Wie Nisa es sich gewünscht hat! Hallo Nisa! :D

Das Apartment ist nun endlich fertig und entspricht größtenteils meinen Vorstellungen. Ich habe mich an einem modernen, schlichten Loftstil orientiert. Es ist wahrscheinlich eine der deutscheren Apartments in Varna...

Ich hatte auch eine super coole Mitbewohnerin aus meiner Parallelgruppe. Wir haben vorher nie viel miteinander zutun gehabt. Tja, stellt sich heraus, wir kommen echt gut klar. Leider wird sie nach Deutschland wechseln. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es klappt! Ich wünsche es ihr, weil sie es sich wünscht. Also drückt alle die Daumen!

Ich war auch mal wieder in meinem geliebten Kiel...Ich vermisse die Stadt immer noch sehr. Ich könnte mir auch definitiv vorstellen, dort wieder zu leben. Seltsamerweise zieht es mich aber nach Hamburg. Die Stadt, in der ich mich 100%ig verlaufe... da bin ich Opportunistin im schlechtesten Sinne.

Meine Pläne, auf dem Wacken open Air zu arbeiten, haben sich auch in Luft aufgelöst... oder in Corona, besser gesagt. Die Uni stellte bereits im März auf Onlineunterricht um. Seit dem sind auch die meisten meiner Kommilitonen schon wieder in der Heimat. Ich hingegen musste bis Mitte Juli in Varna bleiben. Zum einen wegen der letzten Renovierungsarbeiten, zum anderen, weil Sunexpress es nicht für nötig hilt, mir mitzuteilen, dass sie nicht mehr nach Bulgarien fliegen und stattdessen über Monate meinen Flug umgebucht haben. Kann man es glauben?!

Emma hat den Flug gut mitgemacht. Sie ist ein echter Reisehund.

Und nun bin ich also in good old Germany und warte darauf, dass mein Freund zu Besuch kommt, dass die Uni sagt, ich brauche nicht nach Varna zu kommen für das kommende Semester ( sie hat heute das Gegenteil gesagt, aber 2020 hat schon öfter die Segel gedreht) und darauf, dass mein Vater meinen Hund zu einer kleinen Kugel mit Beinen macht.

Alles in allem war es ein okayes Jahr, könnte man sagen. Schlimmer geht immer... Ich sage es nicht zu laut, will es ja nicht beschreien!

Ich freue mich jedenfalls schon auf das Wiedersehen mit meiner Seminargruppe und meinen anderen Freunden und darauf endlich wie der King mit Stethoskop und Scrub durch die Klinik zu toben.

Das Leben ist kurz, macht das beste draus! Und bleibt gesund!

Und ja, Ihr müsst eine Maske tragen und eure Kinder impfen! Oder nicht...der Darwinaward ist in diesem Jahr großzügig...